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Interview mit Dr. Peter Scholl-Latour über Ankunft von Khomeini im Iran

Ein Interview mit Dr. Peter Scholl-Latour, dem deutschen Nahost-Experten, über den Jahrestag der Ankunft von Khomeini im Iran

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Ich war zwei Stunden lang im Besitz der Verfassung der Islamischen Republik Iran Rundfunk: Heute vor genau 31 Jahren bestiegen Sie ein Passagierflugzeug in Paris mit dem Ziel “Iran”, dessen Landung jedoch ungewiss war. Dazu möchte ich nicht weiterführen, sondern ich hätte gerne von Ihnen gehört, wie es war? Scholl-Latour: Wir haben uns in der Nacht im Flugzeug versammelt. Es war eine “Air France-Maschine” mit einer Spezialmannschaft, die für besondere Fälle ausgewählt war. An Bord waren sehr viele Begleiter von Imam Khomeini. Viele von ihnen spielen heute noch eine Rolle, viele von ihnen sind auch verschwunden, in einer oder der anderen Weise. Der Flug war insofern ungewiss, als niemand genau wusste, wie wir in Teheran empfangen würden. Es bestand dann die Befürchtung, dass auf der Höhe von Qazwin, wo eine große Basis der iranischen Luftwaffe war, eventuell ein Jäger aufsteigen würde, um uns abzuschießen! Also, es war etwas ungewiss. Der Plan von der Air France-Maschine war, dass wenn man in Teheran nicht landen könnte, man nach Ankara zurückfliegen würde. Während des Fluges habe ich ein bisschen geschlafen, auch Kontakt gehabt mit den Mitreisenden. Dann ist Sadiq Tabatabai, den ich gut kannte von Paris her – ich habe die ganze Vorbereitung der Revolution in Paris miterlebt und war sehr oft beim Ayatollah Khomeini gewesen – zu mir gekommen und hat gesagt, wenn Sie den Imam beim Morgengebet filmen wollen – es war ein Jumbo – oben in der Kuppel, da war Ayatollah Khomeini alleine und da waren keine anderen zugelassen. Tabatabai, der auch mit ihm über den Sohn “Ahmad”, der jetzt gestorben ist, verwandt war und Vertrauen genoss, hat mir dann gesagt: “Sie können den Imam filmen”, was ganz ungewöhnlich war. Er war beim Morgengebet und ich habe ihn nie so aufgeräumt und nie so heiter erlebt, wie an dem Tag. Er ist ein ernster Mensch gewesen. Ich habe mich dann zu ihm gesetzt, und er hatte dann sein Gebet verrichtet. Es war gerade aufgehende Sonne über den schneebedeckten Bergen. Es war ein sehr schönes Bild, wir haben es auch im Fernsehen gebracht. Er übergab dann Sadiq Tabatabai ein braunes Kuvert, dann ging Tabatabai die Treppe runter von dieser oberen Kabine und gab mir dann dieses Kuvert und sagte, der Imam vertraut Ihnen das an, wenn wir bei Ankunft in Teheran verhaftet oder gar getötet werden, dann verstecken Sie es gut und wenn alles gut geht für uns, dann geben Sie es uns bei der Ankunft zurück. Wir kamen in Teheran an und da waren zwei Millionen Menschen und jubelten. Das war dann klar, dass die Sache für die Revolution gelungen war. Vorher hat das Flugzeug allerdings ein paar Mal – zwei Mal – die Landebahn überflogen, um zu sehen, ob keine Hindernisse aufgebaut waren. Ich habe dann, wie gesagt, nach der Landung das Kuvert zurückgegeben. Acht Monate später hat mir Tabatabai gesagt, was da drin war. Das war die Verfassung der Islamischen Republik Iran. Also, ich war zwei Stunden lang im Besitz der Verfassung gewesen. Rundfunk: Wie war die Atmosphäre im Flugzeug drin? Scholl-Latour: Das war im Grunde doch im Allgemeinen eine freudige Erregung. Es waren sehr viele iranische Geistliche auch dabei, die aus dem Exil mit großer Erwartung zurückkehrten. Da waren auch Leute dabei, die dann verschwunden sind. Ghotbzadeh und so weiter. Auch Bani Sadr war im Flugzeug. Es herrschte eine fröhliche Stimmung trotz der Ungewissheit. Die Atmosphäre war ziemlich entspannt. Es war also keine Panik an Bord. Rundfunk: Hatten Sie im Flugzeug die Gelegenheit, mit dem Gründer der Islamischen Republik zu sprechen? Scholl-Latour: Nein, das hatte ich nicht. Wir haben kein Interview, kein Gespräch geführt. Wir haben uns höfflich begrüßt, ich habe keine Fragen gestellt. Das war auch nicht in der Verabredung drin. Es war für uns ein großes Erlebnis, das filmen zu dürfen. Es war eine historische Stunde. Am Tag darauf habe ich ein Interview mit dem Imam in Ghom gemacht und da war eine richtige Kriegsstimmung und da waren Passdaran mit Flugabwehrgeschützen. Sie hatten sie aufgestellt, also es herrschte eine sehr gespannte Stimmung, nicht Ayatollah Khomeini selbst, er war sehr gelassen. Er hat mir dann ein sehr interessantes Interview gegeben. Aber am Tag, wo die amerikanische Botschaft besetzt war, wollte eine Gruppe, die so genannten “Freunde Khomeinis”, wie sie sich nannten, die sowjetische und die britische Botschaft stürmen. Sie bereiteten es vor. Und dann kam der Befehl von ganz oben, wenn das gemacht wird, wird auf die Aufrührer geschossen und zwar von iranischer Seite. Rundfunk: Können Sie sich daran erinnern, was Imam Khomeini in diesem Interview gesagt hat? Scholl-Latour: Im Detail weiß ich das auch nicht mehr. Damals ist es um die aktuelle Situation gegangen und Imam Khomeini hat sich hinter die Besetzung der amerikanischen Botschaft gestellt und er hat sie gut geheißen. Es war viel die Rede davon, auch noch von Israel. Ich habe dann die Frage an ihn gerichtet: “Sie sind gegen das Existenzrecht des Staates Israel”, aber was würden Sie mit den Juden machen? Er hat mir dann eine eigenartige Anekdote aus dem Leben des Imam Ali, Gründer der “Schiaa”, erzählt: Es hat einen Prozess gegen einen Juden gegeben in Kufa und der Richter hat den Juden nicht beachtet. Imam Ali hat sich tief verbeugt und den Richter zur Ordnung gerufen: “Du schuldest dem Juden auch Respekt.” Der Richter hat für den Anspruch des Juden gegen Imam Ali entschieden. Was Imam Khomeini nicht hinzugefügt hat in dieser Legende, die eine Erzählung aus der Vergangenheit ist, ist, dass der Jude hinterher von der Großzügigkeit des Imam Ali so beeindruckt war, dass er Muslim wurde. Das Interview wurde geführt von Seyed Hedayatollah Shahrokny

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